Wissenschaft der Pilze

  Seit alters her waren die Pilze und deren Wachstum den Menschen ein Rätsel. Ja,
ihnen haftete sehr viel Mystisches an.
  Heute kennen wir noch immer nicht alle Geheimnisse dieser seltsamen Wesen. Aber
einiges ist genau untersucht.


  Das Reich der Pilze

  Was sind eigentlich Pilze?
  Pilze sind keine Tiere. Sie können nicht laufen oder fliegen. Das leuchtet jedem ein.
  Pilze sind aber auch keine Pflanzen. Im Gegensatz zu den grünen Pflanzen besitzen
die Pilze kein Blattgrün = Chlorophyll und können daher nicht aus CO 2 und Wasser
mit Hilfe des Sonnenlichtes ihre Energie selbst gewinnen.
  Die grünen Pflanzen, die diese Fähigkeit besitzen, bezeichnet man als autotroph.
Tiere und Pilze, die die lebenswichtige Energie mit der Nahrung aufnehmen müssen,
als heterotroph.
  Noch andere Eigenschaften verbinden Tiere und Pilze: die Zellwände der Pilze
enthalten statt die bei Pflanzen übliche Cellulose Chitin, die Stützsubstanzen der
Exoskelette der Insekten.
  Aufgrund ihrer Merkmale, die sich weder in dem Reich der Pflanzen noch in dem
Reich der Tiere gänzlich wieder finden, wurde den Pilzen ein eigenes Reich
zugestanden. Diese Erkenntnis setzte sich allerdings erst 1969 durch.
  So haben wir neben dem Regnum Florae (Pflanzen) und dem Regnum Faunae
(Tiere) das Regnum Fungi, das Reich der Pilze.

  Lebensweise der Pilze

  Da Pilze auf energiereiche Substanzen angewiesen sind, bedingen sich die
verschiedenen Lebensweisen.

  Saprophyten

  Saprophyten oder Folgezersetzer gewinnen ihre Energie aus totem pflanzlichen aber
auch tierischem Material.
Ohne saprophytisch lebende Pilze sähe es in unseren Wäldern schlecht aus: tote
Bäume, abgestorbene Äste, Laub- und Nadelstreu – all dieses pflanzliche Material
wird von den Pilzen besiedelt und zersetzt. Cellulose und Lignin, die
Stützsubstanzen der Pflanzen sind für andere Organismen schwer zersetzbar. Ohne
die Pilze würden unsere Wälder im organischen Abfall versinken.

  Mykorrhiza-Pilze

  Diese Pilze leben in einer Lebensgemeinschaft = Symbiose mit unseren Bäumen.
Das Pilzmycel umwächst die pflanzlichen Wurzeln und tritt in engen Kontakt zu
ihnen. Energiereiche Substanzen, die die Bäume ausscheiden, werden von den
Pilzen aufgenommen. Der Vorteil für den Baum: die Wurzeloberfläche ist durch das
Pilzmycel um ein vielfaches vergrößert, die Wasser- und Nährstoffaufnahme
verbessert.
Diese Lebensgemeinschaft zwischen Pilz und Baum kann sehr spezialisiert sein. So
wächst der Goldröhrling (Suillus grevellii) nur mit Lärchen, der Butterpilz
(Suillus luteus) nur mit Kiefern.
Mykorrhiza-Pilze können nur mit ihrem Baumpartner wachsen, sie sind nicht auf
künstlichen Substraten züchtbar.

  Parasiten

 

Parasiten beziehen ihre Nährstoffe von einem lebendem Wirt. Meist wird dieser
Organismus dabei geschädigt. Die meisten parasitisch lebenden Pilze sind auf die Zersetzung
von Holz spezialisiert, sie erzeugen mittels Cellulose-Abbau die sogenannte Braunfäule
oder durch den Abbau des Lignins Weißfäule. Verletzte, schwache oder kranke Bäume
sind besonders anfällig. Viele der parasitischen Pilzarten sind auch gleichzeitig
Folgezersetzer, die sich von dem abgestorbenen organischem Material weiter ernähren
- zum Beispiel der bekannte Hallimasch (Armillaria).
Zwischen Parasiten und Saprophyten lässt sich bei Pilzen also keine klare Trennung
vornehmen.